Hotel "Speicher Barth"
1994-97
Die geographische Lage der Hafenstadt Barth am Eingang zur touristisch genutzten Halbinsel Fischland, Darß und Zingst sichert der Stadt an der Ostsee eine Zukunft als Naherholungsgebiet für die Bewohner aus den Siedlungsräumen von Rostock und Berlin.
Ein Hafen für größere Jachten und kleinere Passagierschiffe, sowie ein eigener Flugplatz spielen dabei eine wichtige Rolle. Der landwirtschaftliche Reichtum des Küstenlandes und der Ausbau des Hafens waren der Grund, warum am Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Speichergebäude errichtet wurden. Von diesen Speichern ist der nun zum Appartementhotel umgebaute Speicher der bedeutendste, wenn auch nicht der erste und älteste. Das alte bauliche Konzept des Speichers ist auch nach heutigen Maßstäben gemessen äußerst effektiv und konstruktiv funktionell: Die Fassaden aus hartgebrannten Backsteinen stehen für sich selbst und sind als geschlossene Umfassungswände in ihrer Höhe gestuft ausgebildet. Entsprechend der nach oben hin abnehmenden Belastung sind die Außenwände der ersten eineinhalb Geschosse 77 cm stark, im Dachgeschoss sind es nur noch 25 cm.
Auf den Mauer-Rücksprüngen lagern die geschosstragenden Balken bzw. Eisenträger auf. Seiner Funktion nach war der Speicher in zwei Abteilungen geteilt: der südliche und größere Speicherteil, "Schütte" genannt, diente als Getreidesilo mit 21 gebäudehohen Silokammern aus genageltem Brettschichtholz. Der nördliche Speicherteil war ein Sacklager über 6 Geschosse, die in den Originalplänen "Böden" genannt werden. Im Sacklagerbereich tragen in jedem Geschoss gusseiserne Säulen durchbrochene Eisenkapitelle, durch die I-förmige Eisenträger gesteckt sind. Diese Kapitelle sind auch die Basis für die jeweils darüberliegende Säule. Es ist ein ebenso einfaches, wie großartiges Fertigteilsystem, das nicht verändert wurde. Das neue Hotel ist funktionell ein geschlossener Organismus mit Appartements, Restaurant und Festsaal, Wintergarten, Club- und Seminarräumen, Weinkeller und Sauna.
Der zur Ostsee gerichteten Fassade wurden im Grundriss parabelförmige, verglaste Veranden vorgesetzt. Vor die Südfassade wurde eine Wendeltreppe gestellt, die als Fluchttreppe über alle Geschosse und als Hotelzugang in das 1. Obergeschoss führt. Die Hotelrezeption und der Empfang liegen mit den Seminarräumen im 1. Obergeschoss. Die Appartements wurden in die bestehende Silokonstruktion ("Schütte") eingebaut. In die Trennwände der ursprünglichen Getreidesilos wurden Öffnungen geschnitten, und die einzelnen Kammern miteinander zu Wohnungen verbunden. Es sind schmale, aber zweigeschossige und gebäudetiefe Grundrisse. Im ehemaligen Sacklager-Bereich wurden die offenen Grundrisse der "Böden" mit Trennwänden, Bädern und Küchen zu Appartements "möbliert". Den Fassaden der westseitigen Appartements sind kleine Balkone vorgehängt, mit weißen Schiebeläden vor den Öffnungen, die geschlossen sind, wenn die Zimmer frei sind, und geöffnet, wenn die Zimmer besetzt sind. Nordseitig geben die neuen Veranden den Blick auf Bodden und Ostsee frei. Der offene Kamin, jeweils zwischen Veranda und Wohnraum eingebaut, heizt beide Räume. Das Penthouse, als Betonkonstruktion mit umlaufender Dachterrasse und Vordach, ist mit dem Dachgeschoss darunter durch eine Wendeltreppe verbunden. Geschosshohe vertikale bzw. horizontale Schiebefenster und Lichtkuppeln belichten diese Duplex-Wohnungen.
Im Erdgeschoss, das mehr als einen Meter über dem Hafenniveau liegt, befindet sich das Restaurant. Man betritt das Restaurant über die Terrasse, zu der eine Rampe und eine Treppe führen. Die Theke des Restaurants ist in den Raum betoniert. Ein weit geschwungener, schwerer Stoff trennt als öffenbare Wand den Vortragssaal mit Clubraum vom Restaurant. Terrasse und Wintergarten liegen außerhalb des Speichers. Konstruktiv sind sie aus lauter gleichen Elementen zusammengesetzt, wobei V-förmige Stützen Boden und Dach verbinden. Als Dachhaut dient ein Segelstoff. Die Sauna mit Dampfbad, Kaltwasserbecken und Frischluftterrasse liegt im Untergeschoss zwischen den Fundamentmauern des Speichers.
Dieses Geschoss wurde nachträglich ausgehoben und liegt unter dem Wasserspiegel. Vor der Ostfassade des Speichers wurde ein dreigeschossiges Nebengebäude errichtet. Es liegt als auskragende Betonkonstruktion über den PKW-Abstellplätzen und birgt mehr als fünfzig, mit rot gestrichenen Holzbrettern verschalte, Abstellräume. Darin sind heute Strandkörbe, Schwimmreifen, Surfbretter und aufblasbare Motorboote verstaut.