Oslo, Norwegen

Beyond Bjorvika - Oper Oslo

2000  Projekt 

Als erstes Opernhaus in Norwegen hat die neue Oper nicht bloß funktionale, konstruktive und formale Anforderungen zu erfüllen. Ein Wahrzeichen trägt emotionale Kriterien mit - wie übrigens jede bedeutende Architektur. Es sind Kriterien, die verbal schwer zu fassen sind, wie Überraschung, Sehnsucht und Vitalität der Form. Entsprechend den ethischen Funktionen der Architektur sollte so ein Bauwerk die Kreativität der Sänger, Schauspieler und Tänzer repräsentieren und, weiter gedacht, die im besten Sinne "spielerische" Überlegenheit der professionell ausgeübten Kunst über finanzielle und politische Macht. Die Zeichenfunktion des Bauwerkes und der Blick von oben über das Meer, die Stadt und das Land sind die grundlegenden Gedanken des Projektes. Deshalb betritt man die Oper aus einer dreißig Meter über Oslo liegenden zweiten Stadtebene. Die axiale Erschließung aus dem Stadtteil Bjorvika tangiert das neue Opernhaus am Fuß einer ebenso mächtigen, konstruktiv aber zarten gewölbten Schale aus Aluminium, in welche breite Stufen und Podeste integriert, bzw. verschieden geneigte Rolltreppen eingeschnitten sind.

Dem Besucher, der mit den Rolltreppen hochfährt - die Rolltreppen, Fahrsteige, Stufen und Podeste sind nichts anderes als die Fortsetzung der Gehwege in die dritte Dimension der Stadt -, zeigt sich sukzessive ein anderes Bild der Stadt, bevor er die Terrasse über der Stadt erreicht und sich selbst als Beobachter eines größeren Ganzen erfährt. Diese zweite Stadtebene soll Ort für verschiedene Aktivitäten, wie Performances, Ausstellungen und Feste im Freien sein. Aus ihr herausgeschnitten ist das Foyer, aus dem man das große und kleine Auditorium erreicht, die Proberäume und die Ballettschule, die rund um den Bühnenturm im "Flügel" über der Eingangsebene untergebracht sind. Opernbesucher, für die die Benützung des vertikalen Gehwegnetzes zu beschwerlich ist, können ebenso wie Besucher, die mit dem Boot anlegen, die Stiegen und Lifte benützen, die an der Westfassade direkt in das Foyer führen.

Der beeindruckendste Teil des Foyers kragt aus und liegt rund um das Auditorium. Dieser Teil ist vollständig verglast und erlaubt den Blick nach allen Himmelsrichtungen genauso, wie er von überall her eingesehen werden kann. Das Niveau des Foyers ist das Niveau der obersten Sitzreihe des Zuschauerraumes. Man betritt den Zuschauerraum und findet seinen Platz unter 1388 Besuchern, indem man die Sitzreihen nach unten wandert, immer die Bühne vor Augen. Alle übrigen Funktionen der Oper sind als "großer Bauch" unterhalb der Schale aus Aluminium untergebracht.